Gute Nachbarschaft – Atemschutzzentrum und Feuerwache in Tuttlingen

Das Areal der neuen Feuerwache der Stadt Tuttlingen beheimatet auch das eigenständige Gebäude des Atemschutzzentrums der Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis. Seit 2016 übernehmen beide Gebäude ihre Funktion und stellen eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur des Feuerwehrwesens dar.  

Atemschutzzentrum der Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis

Die Landkreise Tuttlingen und der Schwarzwald-Baar-Kreis betreiben bereits seit 1988 eine gemeinsame Atemschutzübungsanlage zur Durchführung von Atemschutzausbildungen und Belastungsübungen nach FwDV 7 für ihre Gemeinde- und Werkfeuerwehren. Im Jahr 1986 wurde die Idee zum gemeinsamen Projekt vom damaligen Kreisbrandmeister Willi Riedlinger (Tuttlingen) und seinem Kollegen Gottlieb Rombach (Schwarzwald-Baar-Kreis) geboren.

Seither war die gemeinsame Atemschutzübungsanlage im Feuerwehrhaus der Stadt Tuttlingen untergebracht. Nach rund 45.000 Durchgängen in 28 Jahren war die Anlage zuletzt stark beansprucht und gebraucht, auch wenn während dieser Zeit immer wieder Erneuerungen und zeitgemäße Ergänzungen vorgenommen wurden.

Im Jahr 2014 begannen die Planungen für eine neue Atemschutzübungsanlage durch die Kreisbrandmeister Martin Hagen (Tuttlingen) und Manfred Bau (Schwarzwald-Baar-Kreis). Ziel war es, eine zeitgemäße Übungsanlage mit erweiterten Funktionsbereichen zu erstellen.

Währenddessen war auch das Feuerwehrhaus der Stadt Tuttlingen den stetig wachsenden Anforderungen einer Stadt mit 35.000 Einwohnern nicht mehr gewachsen. Die Stadt Tuttlingen fixierte eine neue Feuerwache an neuem Standort. Ein Standort der ausreichend Flächen bot, um auch ein eigenständiges Gebäude der beiden Landkreise für ihre gemeinsame Atemschutzübungsanlage unter zu bringen. Die Stadt Tuttlingen stellte das Grundstück im Rahmen eines Erbbaurechts zur Verfügung.

In den Jahren 2015 bis 2016 folgten die Baumaßnehmen der gemeinsamen Atemschutzübungsanlage der Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis mit einem Gesamtvolumen von ca. 2,5 Mio. Euro.

Im Oktober 2016 konnte die Übungsanlage feierlich eingeweiht und den Nutzern übergeben werden. Leider war es dem Verfechter und jahrelangen Antreiber dieses Projektes Kreisbrandmeister Martin Hagen nicht mehr vergönnt, die Einweihung mitzuerleben.

Rund 1700 Atemschutzgeräteträger nutzen jährlich die Übungsanlage die sich in die Bereiche Belastung, Theorie, Zielraum, Heißübung und Infrastruktur unterteilen lässt. Die Nutzungszeiten zwischen den beiden Landkreisen erfolgt im Verhältnis 1:1.

Der Vorbereitungsraum schließt an den Konditionsraum und die eigentliche Orientierungsstrecke an. Im Konditionsraum können die Teilnehmer zwischen Endlosleiter, Schlaggerät, Armergometer, Laufband und Fahrrad wählen wobei mindestens drei verschiedene Geräte zu nutzen sind. Die detaillierte Datenerfassung erfolgt mittels RFID-Chips und einer EDV-gestützten Auswertesoftware, welche jeden Atemschutzgeräteträger der Landkreise dokumentiert.  

Leitstand
Orientierungsstrecke

Im Obergeschoss sind ein Theorieausbildungsraum mit Medientechnik sowie die Umkleide- und Sanitärbereiche untergebracht.

Der Zielraum bildet eine möblierte 4-Zimmer Wohnung mit eigenem Übungstreppenraum im Obergeschoss nach. Dabei sind Wände und Türen innerhalb der Wohnung aus deckenhohen Metallgitterelementen dargestellt, um eine Überwachung durch Wände mittels Wärmebildkameras zu ermöglichen. Hier können insbesondere die Ausbildungsinhalte Suchen und Retten sowie Atemschutznotfall intensiviert trainiert werden.

„Schlafzimmer“ im Zielraum
Übungstreppenraum

Ein eigener Atemluftkompressor ermöglicht das Füllen von Atemluftflaschen direkt nach der Nutzung. Atemluftflaschen werden in der Übungsanlage den Teilnehmern grundsätzlich bereitgestellt. Ein Transport von Atemluftflaschen in privaten PKW oder ohne dafür vorgesehene Fahrzeuglagerungen ist den Teilnehmern aus Sicherheitsgründen untersagt.

Eigenständig neben dem Gebäude ist eine flüssiggasbefeuerte Heißübungsanlage installiert. Überlegungen zur Verwendung von Erdgas aus dem öffentlichen Netz anstatt von Flüssiggas wurden wegen unverhältnismäßig hoher Anschaffungs- und Wartungskosten für Gasspeicheranlage, Kompression und entstehender Geräuschemission verworfen. Die Anlage besteht aus zwei 40-Fuß-Containern mit sechs Brandstellen in drei Räumen und gemeinsamen Flur. Die Brandstellen können an verschiedenen Anschlussstellen betrieben werden, sodass ein Verschieben und Neuordnen der Raumeinrichtungen von Zeit zu Zeit möglich ist. Der Zugang zur Heißübungsanlage ist auch über Dach z.B. über Steckleiter auf Balkon möglich. Jeder Raum verfügt aus Sicherheitsgründen über einen eigenen Fluchtweg direkt ins Freie. Die Steuerung erfolgt über Funkfernbedienungen durch Atemschutzausbilder, die sich hinter dem vorgehenden Trupp bewegen und diesen beobachten. Die Wasserversorgung für den vorgehenden Trupp erfolgt durch eine separate Trinkwasserzuleitung direkt aus dem Gebäude.

Brandübungsanlage
Zugang im Obergeschoss

Die unmittelbare Nachbarschaft und der gemeinsame Übungshof mit der Feuerwache bieten gute Synergien sowohl für die Atemschutzausbildung als auch für die Freiwillige Feuerwehr Tuttlingen.

Die benachbarte Atemschutzwerkstatt der Stadt Tuttlingen übernimmt die Wartung der landkreiseigenen Pressluftatmer, welche insbesondere kleineren Gemeindefeuerwehren zur Verfügung gestellt werden, sofern eine Verwendung eigener PA zur Reduzierung/Verlust der Einsatzfähigkeit führen würde.

Die Belastungsübung gem. FwDV 7 erfolgt einheitlich in beiden Landkreisen in drei Blöcken. Beginn und Ende der Belastungsübung ist das Verrichten von Arbeit an den Konditionsgeräten. Dazwischen wird die verdunkelte Orientierungsstrecke begangen.  

Quelle dieser Grafik: Hans-Peter Feiss

Andreas Narr

Kreisbrandmeister